Ask an Astronomer – Die 3. Nacht des Wissens in Hamburg

BLOG: Astronomers do it at Night

…und auch tagsüber
Astronomers do it at Night

In den letzten Jahren häufen sich deutschlandweit Veranstaltungen, die den Besucher einladen wissenschaftliche oder kulturelle Einrichtungen kennenzulernen, und das bis weit in die Nacht hinein. Nicht notwendigerweise als Tag der offenen Tür ausgelegt, finden solche "Langen Nächte" häufig unter einem allgemeineren Oberbegriff an mehreren Standorten gleichzeitig statt, manchmal sogar bundesweit. Auch eine in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz gleichzeitig angesetzte Lange Nacht der Sterne gab es vor einigen Jahren ja mal, organisiert vom Nachrichtenmagazin "Stern". In Hamburg fest etabliert hat sich dagegen beispielsweise die alljährlich an einem Wochenende im April oder Mai stattfindende Lange Nacht der Museen. Die Eintrittskarte gilt dabei für alle teilnehmenden Museen und Shuttlebusse pendeln in der Nacht zwischen den einzelnen Standorten. Ganz ähnliche Museumsnächte gibt es in vielen Städten. Entsprechende (natur)wissenschaftliche Gegenstücke firmieren oft unter Namen wie "Lange Nacht der Wissenschaften" oder "Lange Nacht der Forschung". Als Nacht des Wissens fand das ganze in Hamburg am Samstag dem 7. November 2009 zum dritten Mal statt.

Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich das Konzept der Nacht des Wissens allerdings zu einer echten Großveranstaltung herausgemausert, deren Besuch sich lohnte: Das Veranstaltungsmanagement der Stadt Hamburg war fleißig und hat jede Menge Institute der verschiedenen Hamburger Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichungen zum Mitmachen animiert und die unzähligen Angebote koordiniert. Das Programmheft war so gut gefüllt, daß so manch Besucher den Überblick verloren hat. Trotz schlechten Wetters strömten die Besucher aber dennoch in Massen in die Hörsäle und Labore um in die Welt der Wissenschaften einzutauchen. Erstmalig war der Eintritt in diesem Jahr kostenfrei. Shuttlebusse wie bei der Langen Nacht der Museen fuhren trotzdem und brachten die Besucher von den verschiedenen Universitätsstandorten in der Innenstadt bis hinaus nach Bahrenfeld zum Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY, zur TU Harburg und zur Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) nach Bergedorf.

Die Physik war bei der Nacht des Wissens reich vertreten: Das DESY kombinierte die Veranstaltung mit einem Tag der offenen Tür, schon ab 12 Uhr konnte man dort die Labore der Teilchenphysiker besichtigen und auch Teile der Beschleunigertunnel ablaufen. Auch über den im Bau befindlichen Röntgenlaser XFEL konnte man sich ausgiebig informieren. Dazu gab es jede Menge Rahmenprogramm für Groß und Klein. Vor vielen, vielen Jahren habe ich als Schülerin mit meinem Vater zusammen das DESY bei einem solchen Tag der offenen Tür kennengelernt, eine Erfahrung die nicht wenig dazu beigetragen hat, daß ich später Physik studiert habe, und das eben in Hamburg.

Die Nacht des Wissens selber begann um 17 Uhr, dann öffneten auch die Angewandte Physik in der Jungiusstraße mit ihren großen Rasterkraft- und Rastertunnelmikroskopen ihre Pforten. Ja, und dann waren da ja auch noch die Astrophysiker von der Hamburger Sternwarte. Nach den 100 Stunden Astronomie im April und dem Tag der offenen Tür im Juni wollten wir zur Nacht des Wissens die Besucher einmal nicht zu uns hinaus in das abgelegene Bergedorf kommen lassen und uns stattdessen auf dem Uni-Campus mit Vorträgen und einem Infostand präsentieren.

Unser Stand mit Infomaterial und "Merchandise" im Foyer vor dem Vortragssaal

Auch wenn den Besuchern dadurch der Blick durchs Fernrohr verwehrt war, sollten unsere Teleskope nicht komplett verschlossen bleiben: An einem großen Fernsehbildschirm führten wir unser per Internetverbindung steuerbares Oskar-Lühning-Teleskop vor. Leider konnten wir angesichts geschlossener Wolkendecke und zeitweise sogar Regen keine Live-Aufnahmen machen.

Wissenschaftler und Lehrer Uwe Wolter erläutert Besuchern die Steuerung unseres 1.20m Oskar-Lühning-Teleskops

Für Fragen zur Sternwarte, zur Astronomie allgemein oder auch zum Physikstudium standen unter dem Motto "Ask an Astronomer!" immer mehrere Wissenschaftler bereit. Viele Besucher nutzten die Gunst der Stunde und fragten ausführlich nach allem was sie astronomisch gesehen auf dem Herzen hatten, von der kürzlich beobachteten Feuerkugel über Norddeutschland bis hin zur angeblich drohenden Weltuntergang 2012.

Natürlich verteilten wir auch jede Menge Prospekte und machten Werbung für die Hamburger Sternwarte und unsere anderen Veranstaltungen. Unser Sternwarten-Shop verkaufte zudem Himmelsaufnahmen, die an der Sternwarte oder mit dem Großen Hamburger Schmidtspiegel auf dem Calar Alto aufgenommen wurden, das eine oder andere T-Shirt mit Sternwarten-Motiv und – passend zum Wetter – Regenschirme mit Sternbildern.

Doktorand Martin Wendt beantwortet nach seinem Vortrag noch jede Menge Fragen der Zuhörer

Für unsere Vorträge hatten wir den schönsten Hörsaal des Uni-Hauptgebäudes bekommen – direkt unter der Kuppel im zweiten Obergeschoß. Den Beginn der Vortragsreihe leitete ich mit einer Reise durch das Sonnensystem ein. Obwohl eigentlich an Kinder gerichtet, bestand der Großteil des etwa 120 Personen starken Publikums aus Erwachsenen. Auch an der Sternwarte besuchen häufig Erwachsene die Veranstaltungen für Kinder, zum einen weil sie sich mehr für die ganz einfachen Dinge im Universum interessieren – zum anderen aber auch weil ihnen die "normalen" Vortragsthemen zu anspruchsvoll sind, oder zumindest so erscheinen. Dies sollte man als Wissenschaftler durchaus im Hinterkopf behalten. Dennoch, auch die anderen Themen wie "Sonnenaktivität und Erdklima" oder "Der Urknall" lockten jeweils bis zu 200 Zuhörer an, und das trotz der vielen Konkurrenzveranstaltungen, teils im selben Gebäude. Für uns ist das ein klares Zeichen, daß wir häufiger unseren Elfenbeinturm in Bergedorf verlassen sollten, um den Hamburgern an zentralen Orten zu zeigen, wo und wie in Hamburg Astronomie und Astrophysik gemacht wird.

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Astronomin in vielerlei Hinsicht, so könnte man mich mit wenigen Worten beschreiben. Da ist zunächst einmal die Astrophysikerin, die an der Hamburger Sternwarte über die Aktivität von Sternen promoviert und dabei hauptsächlich mit den Röntgensatelliten Chandra und XMM-Newton gearbeitet hat, aber auch schon am Very Large Telescope in Chile beobachten durfte. Auslöser ihres beruflichen Werdegangs war ein engagierter Lehrer, dessen Astronomie-AG sie ab der 7. Klasse besuchte. Ungefähr zur selben Zeit erwachte auch die Hobbyastronomin, die anläßlich des Einschlags des Kometen Shoemaker-Levi 9 auf den Jupiter begann, mit einem russischen Feldstecher vom Flohmarkt den Tanz der Jupitermonde zu verfolgen. Heutzutage freut sie sich über jede Gelegenheit, mit ihrem 16-zölligen Dobson tief im Odenwald fernab der Lichter der Rheinebene auf die Jagd nach Deep-Sky-Objekten zu gehen. Und da Amateurastronomen gesellige Wesen sind, treffe ich mich gerne mit Gleichgesinnten, zum Beispiel zum gemeinsamen Beobachten. Auch nach meinem Umzug von der Großstadt Hamburg in das schöne Universitätsstädtchen Heidelberg halte ich engen Kontakt zu meinen Vereinskameraden von der Hamburger Gesellschaft für volkstümliche Astronomie und dem Astronomieverein meiner Jugend, dem Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck. Seit einigen Jahren bin ich außerdem in dem Internetforum Astrotreff aktiv, wo ich Teil des Moderatorenteams bin. Um meine Faszination an der Astronomie an andere weitergeben zu können, besonders an Kinder und Jugendliche, habe ich mich seit Jahren in der Öffentlichkeitsarbeit engagiert, habe populärwissenschaftliche Vorträge gehalten und Schülergruppen betreut, die in Hamburg das Institut besucht haben. Diese Leidenschaft habe ich nun zu meinem Beruf gemacht. Hier in Heidelberg arbeite ich in einem kleinen aber feinen Team am Haus der Astronomie. Hiermit lade ich Sie ein, lieber Leser, an all diesen Facetten meines Astronomendaseins teilzuhaben. Mal witzig, mal spannend oder nachdenklich, manchmal auch persönlich oder mit Aha-Effekt. Carolin Liefke

7 Kommentare

  1. Wissenschaftsnacht in Aachen

    Auch in Aachen gibt es so eine Wissenschaftsnacht, schon seit 2003. Die disjährige findet am kommenden Freitag, den 13. November statt. Wer sich aus dem Haus traut kann ja mal vorbeischauen: http://www.rwth-aachen.de/go/id/lgh/

    Eine nette und ungewöhnliche Beteilugung kommt von Mitgliedern des Astronomischen Arbeitskreises der Sternwarte Aachen. Eine Theateraufführung mit astrohistorischem Hintergrund: “Der Ring” von Prof. Walter Oberschelp:

    “Die Pariser Sternwarte 1676: Der Direktor J.D.Cassini präsentiert zwei Hofdamen des Sonnenkönigs Louis XIV., seinem Minister J.B.Colbert, dem holländischen Forscher C.Huygens und dem römischen Teleskopbauer G.Campani seine
    Entdeckung der großen Lücke im Saturnring. Das Gespräch, in dem es zu einem Eklat zwischen Cassini und Campani kommt, kreist um die wissenschaftlich-kulturelle und die politische Situation in den europäischen Staaten dieser Zeit. Angesichts des Internationalen Jahres der Astronomie stehen die Entdeckungen dieser Wissenschaft dabei im Brennpunkt.”

    21.15, Kármán-Auditorium, Eilfschornsteinstraße, Hörsaal Fo 3

  2. Plakat

    Warum ist denn da so ganz groß und fett ein Huhn auf dem Plakat? Steht das Huhn für Wissen, für Forschung? Ich kann dazu nur sagen, endlich wird vorhandenes Potential auch mal richtig eingeschätzt. Wurde ja auch mal langsam Zeit! -)

  3. Die Sache mit dem Huhn und dem Ei

    Hallo Martin,

    das Logo hat sich eine Agentur ausgedacht, die von der Stadt Hamburg beauftragt wurde – ich weiß ehrlich gesagt nicht, was da alles was symbolisieren soll, zum Beispiel auch warum das Huhn gold eingefärbt wurde oder wonach es da eigentlich pickt.

    Das eckige Ei weckt in mir Assoziationen an eckige Wassermelonen, die man in Asien in Glasbehältern heranwachsen läßt – ein lustiger Gimmick, denn die Herstellungskosten sind nicht gerade klein, so das die ursprüngliche Idee, eine Frucht zu haben die sich besser stapeln läßt und die nicht mehr vom Förderband rollt, ad absurdum geführt wird.

    Bleibt die Frage, was denn aus einem eckigen Ei schlüpft, das von einem goldenen Huhn gelegt wurde…

  4. Ein Interpretationsversuch

    Das goldene Huhn versinnbildlicht einerseits den Menschheitstraum vom Perpetuum Mobile: Es frisst nichts und legt doch etwas. Aber nicht die erhofften goldenen Eier, sondern, oh schreck, eckige! An sich eine feine Sache: die Ökonomisierung der Natur!

    Doch sieht man genauer hin, dann erkennt man die feinen Risse in der Schale. Für mich ein klarer Fall von subtiler Gesellschaftskritik. Der Fortschritt kann eben nicht alles! Da hat ein feingeistiger Designer den Damen und Herren Wissenschaftlern ein nettes Ei ins Nest gelegt!

  5. Fortschritt

    Also, daß ein Huhn das Sinnblid für Fortschritt, Wissenschaft und Technik ist, da kann ich ja gar nicht dagegen haben. Aber viereckige Eier sind mit Sicherheit kein Fortschritt. Einerseits könnte das der eierlegenden Henne etwas Beschwerden bereiten und es ist energetisch betrachtet großer Unsinn. Wer hat sich nicht schon über zerbrochene Einer geärgert? Mit eckigen wäre es an der Tagesordnung, denn die wären nicht so stabil. Einziger Vorteil wäre vielleicht, wenn man das Ei in die Pfanne haut.

    Meines Erachtens hätte man da sorgfältiger in der Bilderauswahl sein. Es ist ja nun nicht so, daß es da nicht passendere Bilder gibt. Hier ist eins.

    Huhn on Moon

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