Lange Nacht der Sterne in Darmstadt

BLOG: Galaxienentwicklung

Spurensuche im jungen Universum
Galaxienentwicklung

am vergangenen Freitag besuchte ich mit meinen beiden Blogger-Kollegen Lars Fischer und Stefan Oldenburg, und zusammen mit Ute Gerhardt die "Lange Nacht der Sterne" in Darmstadt. Sowohl ESOC als auch EUMETSAT öffneten an diesem Abend ihre Pforten für die Öffentlichkeit. Die Veranstaltung war ausverkauft und daher sehr gut besucht, vor allem bei ESOC "drängelten" sich die Besucherscharen. Nicht nur der Wissendurst wurde getilgt, auch kulinarisch war vor dem ESOC Gelände vorgesorgt.

ESOC steht für European Space Operation Centre und wird von der ESA (European Space Agency) betrieben. Dieses Zentrum beheimatet das europäische Kontrollzentrum der ESA und betreibt alle ESA Satelliten. Von dort aus werden die verschiedenen Bodenstation  gesteuert, die Satelliten kurz nach ihrem Start kontrolliert (aber natürlich auch während der gesamten Mission begleitet) und wenn nötig Manöver duchgeführt. Auch die Missionsanalyse und Flugdynamik befindet sich in Darmstadt. Der Rundgang über das ESA Gelände beinhaltete unter anderem sowohl die Besichtigung des Hauptkontrollraums als auch der Kontrollräume einzelner Missionen wie zum Beispiel Herschel/Planck. Vor allem der Blick auf den Kontrollraum der kürzlich gestarteten Mission Herschel ließ mein Herz höher schlagen. Gut gefiel mir auch, dass während des Rundgangs an verschiedenen Stationen, wie zum Beispiel beim eben erwähnten Herschel/Planck Kontrollraum, die Möglichkeit bestand, sich von ESOC Mitarbeitern die betreffenden Stationen erklären zu lassen, ihnen Fragen zu stellen und sich mit ihnen über ihre Arbeit zu unterhalten.

ESOC in Darmstadt (Quelle: ESA).

 

Darüberhinaus konnten wir die Originalkopie des Satelliten Rosetta bewundern, die dem Flugkontrollteam als Trainingszentrum für System- und Softwaretests dient. Ein sehr gut besuchtes Vortragsprogramm – indem auch die KOSMOlogger Michael Khan und Markus Landgraf mitwirkten – und ein Infozentrum schlossen den Rundgang ab.

Michael Khan stellte uns ein neues, ziemlich komplexes und herausforderndes Problem für die europäische Ingenieurselite vor – die Punktladung auf dem Mond. Die Idee ist auf dem Rand des Kraters Shackleton am Südpol des Mondes zu landen. Dort herrscht ewiges Licht und wäre deshalb der ideale Standort für den Aufbau einer Mondstation. Der Landekorridor ist jedoch auf nicht mehr als 100 Meter begrenzt. Sehr gut gefiel mir Michael Khan’s Appell, dass nur mit solch hochgesteckten Ziele es auch möglich sei die besten Ingenieure an Land zu ziehen und ihre Abwanderung ins Ausland zu vermeiden. 

Ein Shuttle-Service brachte uns dann gegen 21:30 zum EUMETSAT Gelände. Dort stellte uns ein Wissenschaftler zunächst einige Satelliten, die im Maßstab 1:1 auf dem EUMETSAT Geländen ausgestellt sind, vor. Vor allem der große Metop Satellit, der mich eher an das Bohrfahrzeug im Blockbuster Armageddon erinnerte als an einen wissenschaftlichen Satelitten, beeindruckte mich ziemlich. Abgerundet wurde der tolle Abend durch zwei Vorträge. Der erste, von einem Mitarbeiter des deutsche Wetterdienstes in Offenbach gehalten, ging über die Wettervorhersage (dabei müssen ewig lange Differentialgleichungen gelöst werden) und im zweiten wurde die Organisation EUMETSAT, ein Zusammenschluß von 30 europäischen Ländern (davon 5 assoziierte) näher vorgestellt.

Es war wirklich ein toller Abend und wir alle lernten wieder einiges dazu. Vor allem EUMETSAT war mir vorher nicht so geläufig, dies hat sich mit diesem Besuch nun schlagartig geändert.

Bis zum nächsten Blog,

Euer Helmut Dannerbauer

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Der promovierte Astrophysiker Helmut Dannerbauer – wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie, Heidelberg – fokussiert sich in seinem Blog auf die Erforschung von Galaxien und deren Entwicklung im jungen Universum.

4 Kommentare

  1. Öffentlichkeitsarbeit 2.0

    Auch mich hat es schwer beeindruckt, welch tiefe Einblicke ESA und EUMETSAT in der “Langen Nacht der Sterne” gewährten: Normalsterbliche konnten im Satellitenkontrollzentrum ESOC an den Kontrollräumen der großen Satelliten-Missionen entlang flanieren, sich allerorten von ESA-Mitarbeitern Details erklären lassen, Vorträgen derer lauschen, die in diesem Olymp an großen Projekten arbeiten. Oder dem Mars-Roboter CESAR des DFKI (Deutsches Zentrum für Künstliche Intelligenz) beim Klettern auf einem Sandhügel zuschauen. Oder bei EUMETSAT staunen, welch gigantischer Aufwand betrieben wird, um weltweit Wetterdaten zu sammeln und Wetterprognosen zu erstellen. Fürs Wochenende trafen die Vorhersagen übrigens perfekt zu. 😉 Was mich ebenfalls beeindruckte, war die Begeisterung, die jedem Vortragenden anzumerken war; die Organisatoren waren stets damit befasst, ihre Mitarbeiter zu bremsen, damit der Zeitplan nicht aus den Fugen gerät. 🙂

    Es ist schön zu sehen, wie diese neue Form der Öffentlichkeitsarbeit von vielen Menschen angenommen wird, bei der man ganz nah dran sein kann.

    Ein wahrlich toller Abend!

    CS, Stefan

  2. Organisation

    Freut mich, dass es euch so gut gefallen hat. Die meisten Besucher waren astronomisch vollkommen unvorbelastet; für diese war die Informationsflut wirklich gewaltig. Dennoch wirkten alle recht zufrieden.

    Wir haben bei der Organisation schon Einiges aus dem ersten solchen Ereignis im Jahre 2004 gelernt. Damals war das Ganze noch in eine drei deutschsprachige Länder umfassende Veranstaltung eingebettet, die u.a. von einer Zeitschrift und einem Industrieunternehmen gesponsort wurde, deren Logos auch einen Stern enthalten.

    Einige der damals gemachten Fehler haben wir diesmal vermieden, sodass die Besucherstroeme diesmal deutlich glatter flossen. Kleinen Pannen gab es diesmal natürlich auch, aber sie scheinen niemandem die gute Laune verdorben zu haben.

    Ich freue mich, dass die Freiwilligen von der Arbeitsgemeinschaft Astronomie und Weltraumtechnik Darmstadt ihre Teleskope nicht umsonst aufgebaut hatten. Nach 9 Uhr riss der Himmel auf und blieb bis nach Mitternacht so, sodass den Besuchern Jupiter, der Vollmond und die Vega gezeigt werden konnten.

    Eine Lange Nacht der Sterne ohne Sterne … das wäre dann doch etwas unvollständig.

  3. @Michael Khan

    War wirklich eine prima Sache, und Deinen Vortrag fand ich ausgesprochen interessant. Den Mond habe ich mir schon als Kind mit dem Feldstecher meines Vaters angeschaut und mich gefragt, ob dort jemals “Häuser” stehen werden. Tja… Mit Eurer Hilfe vielleicht eines Tages? 🙂

  4. CESAR

    CESAR ist der Beitrag der Universität Bremen der ESA Lunar Robotics Challenge, also eher Mond und nicht Marsroboter (das steht glaub ich in diesem Besucher-Heftchen falsch).

    Das Konzept hinter CESAR ist jedoch unabhängig vom Planeten, also auf dem Mars käme CESAR sicherlich auch gut zurecht.

    Es ging bei der ESA LRC um eine Beispielmission auf dem Mond z.B. im Shackleton Krater, in dem man nicht direkt landen kann. Der Roboter würde auf einer solchen Mission also von einem Lander starten, in den ewig dunkelen Krater hinabsteigen, dort eine Probe aufnehmen und diese wieder zurück zum Lander bringen, wo sie dann analysiert werden kann.

    Uns hat es auch Spass gemacht, war eine schöne Lange Nacht der Sterne.

    Grüße aus Bremen

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