Enceladus aus nächster Nähe!

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Die NASA-Raumsonde Cassini ist in einem Abstand von nur 50 km von dessen Oberfläche am etwa 500 km großen Saturn-Eismond Enceladus hinweg geflogen. Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet, sie werden im Moment noch übertragen und müssen ausgewertet werden.  

Mit der Bekanntmachung erster Ergebnisse ist in Kürze zu rechnen.  

Eis-Geysir im Gegenlicht, Quelle: NASA/JPL/Space Science institute

Von besonderem Interesse ist Enceladus, weil es sich bei ihm offenbar nicht, wie man eigentlich hätte annehmen können, um eine komplett durchgefrorene Eiskugel handelt. Vielmehr wurden bei einer vorherigen Beobachtungsgelegenheit aktive Geysire festgestellt, was auf Vorräte flüssigen Wassers unter dem Eispanzer der Oberfläche hinweist. Wenn Wasser aus diesen Vorräten durch Spalten im Eis an die Oberfläche – und damit das Vakuum – gelangt, verdampft ein Teil sofort und reißt ein Gemisch aus Dampf und Eis hinaus.

Wegen der geringen Schwerkraft des Mondes wird in diesen Geysiren die Fluchtgeschwindigkeit erreicht – das Eis führt dem äußeren Ring (E-Ring) des Saturns weiteres Material zu.  Interessant an dieser Beobachtung ist nicht nur der Mechanismus an sich, sondern auch und vor allem die Tatsache, dass so ein kleiner Körper wie Enceladus überhaupt flüssiges Wasser beherbergen kann. Wie dies sein kann, ist einigermaßen unklar.  

Bei den Jupitermonden Io und Europa gilt als Ursache der insbesondere bei Io beträchtlichen inneren Erwärmung der Gravitationsgradient des Schwerefelds von Jupiter in Verbindung mit der den Bahnen der Monde durch Resonanz mit denen ihrer äußeren Nachbarn aufgezwungenen leichten Exzentrizität. Der Gravitationsgradient „knetet“ dabei das innere der Monde durch, was zur Freisetzung thermischer Energie führt. Dieser Mechanismus ist jedoch bei Enceladus nicht plausibel. Es gibt einige theoretische Ansätze, abschließend geklärt ist der Effekt nicht.  

Die Existenz flüssigen Wassers ist die Vorbedingung für die Entstehung von Leben, wie wir es kennen. Im Fall des Enceladus könnte auch eine weitere Vorbedingung gegeben sein, nämlich die Verfügbarkeit komplexer Kohlenwasserstoffe. Somit dürfte Enceladus weiterhin von Planetologen wie Exobiologen mit größtem Interesse beobachtet werden.  

Inzwischen stehen auch andere, größere Saturnmonde im Verdacht des Kryovulkanismus, nämlich Tethys und Dione, sie sind dieses Tatbestands zwar  noch nicht überführt, aber man bleibt ihnen auf der Spur. 

Auch ein anderer Saturnmond, Titan, bleibt nach wie vor in den wissenschaftlichen Schlagzeilen, nachdem die NASA bestätigt hat, was sich schon seit Jahren abzeichnete, nämlich die Existenz von Seen aus flüssigem Kohlenwasserstoff an der Oberfläche. Damit wäre Titan der einzige Himmelskörper im Sonnensystem neben der Erde, auf dessen Oberfläche auch heute noch ausgedehnte Flächen von Flüssigkeit bedeckt sind. Auf der Erde ist dies Wasser, auf dem Titan Kohlenwasserstoffe, unter anderem flüssiges Äthan und wohl auch Methan.  

Weitere Informationen: 

Saturn-Cassini-Seite der NASA

Enceladus-Flyby-Seite der NASA

Pressemitteilung der NASA zum aktuellen Enceladus-Vorbeiflug

Pressemitteilung der NASA zu dem See auf Titan

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

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