Ares I X – Start: Neuer Versuch heute

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Gestern sollte der erste Start der Ares I X erfolgen. Dies ist der erste Test unter annähernd operationellen Bedingungen für die Ares I-Rakete, mit der zukünftige US-Astronautenmannschaften ins erdnahe Orbit transportiert werden sollen.

Beim ersten Versuch kämpfte das Startteam heroisch gegen widrige Wetterbedingungen. Insbesondere zwei Effekte wurden gefürchtet: Starke Höhenwinde, die die Struktur überlasten und statische Aufladung, die den Funkverkehr beeinträchtigt. Am Ende wurden die Versuche agebrochen und auf heute vertagt. Um 13:00 MEZ (08:00 Ostküstensommerzeit) öffnet sich das Startfenster wieder und bleibt 4 Stunden lang offen.

Links

NASA-TV, wo der Start live übertragen wird (Die “Webcam” zum Ares-I-X-Start). 

Der NASA-Launch-Blog.

Launch-Status-Blog von spaceflightnow.com (enthält Live-TV-Verbindung mit viel Hintergrundinformation und mit dem Astronauten Leroy Ciao als Gast-Experten)

Die Timeline des geplanten Teststarts vom Abheben bis zum Auftreffen der Erststufe auf der Meeresoberfläche. Achtung: Diese ist noch für die Startzeit 08:00 EDT (13:00 MEZ) berechnet

U P D A T E S


Update 17: Das war’s Leute – die Rakete ist gestartet und die Stufe ist schon wieder unten. Glückwunsch an alle Beteiligten!

Update 16: Neue Startzeit 16:30 MEZ, schon dicht am Ende des Startfensters. Das Wetter ist sehr veränderlich.

Update 15: Die hohen Cirrus-Wolken klaren auf wie erhofft, damit reduziert sich das Risiko elektrostatischer Aufladung wáhrend des Aufstiegs. Dafür ziehen Haufenwolken auf, und bei Regen und dichter niedriger Bewölkung darf auch nicht gestartet werden.

Update 14: Neue Startzeit frühestens 16:00 MEZ (Ja, 11:00 EDT+5 Stunden sind richtig) und damit nur mehr eine Stunde vor Schließen des heutigen Startfensters. Man hofft, dass die Wolken, bei deren Durchflug die Gefahr der elektrostatischen Aufladung gesehen wird, im Laufe der kommenden Stunde abziehen.

Update 13: Erwartete Startzeit nun frühestens 15:30 MEZ, mit Wettervorbehalt.

Update 12: 14:10 MEZ: Alle technischen Bedenken aus dem Weg geräumt, aber das Wetter spielt nicht mit.

Update 11: Erwartete Startzeit 14:15 MEZ. 

Update 10: Der Startkomplex ist geräumt.

Update 9: Doch “nicht vor 14:00 MEZ”.  

Update 8: Hm, “offizielle” Startzeit vorverlegt auf 13:30 MEZ. Mal sehen, ob es dabei bleibt. Das Wetter klart auf.

Update 7: Um 12:45 MEZ bei Wartepunkt im Countdown “T-4 Minutes and Holding”, und so wird es auch mindestens bis kurz vor 14:00 MEZ bleiben, Status immer noch rot wegen der Gefahr der elektrostatischen Aufladung (siehe Update 4 und Kommentar “Triboelectrification” unten)

Update 6: Erinnern Sie sich an den gestrigen kurzfristigen Stress mit dem Abziehen der “Socke”, die die oben herausragende Sonde mit Messfühlern schützte? Diese konnte natürlich nicht wieder aufgezogen werden, sodass Sonde und Messfühler über Nacht dem Wetter ausgesetzt waren, was wohl auch gewisse Sorge bereitet und überprüft wird.

Update 5: Startzeit 14:00 bis 14:15 MEZ wird genannt.

Update 4: In der augenblicklichen Situation (11:45 MEZ) könnte wegen der (Einschub: während des Fluges) zu erwartenden statischen Aufladung nicht gestartet werden. Mal sehen, wie es sich entwickelt.

Update 3: Weiterhin keine Probleme, aber Start nun nicht vor 13:45 oder gar 14:00 MEZ.

Update 2: Bis jetzt (10:40 MEZ): Rakete und Wetter OK. Die Wettervorhersage ist nicht sehr gut: Chancen auf Durchführung momentan 40%. Morgen 60%, allerdings sagten noch die gestrigen Wettervorhersagen auch für heute 60% voraus. Die Fahrenheits und Knoten in den NASA-Kommuniqués nerven allerdings. 🙂

Update 1: Start heute nicht vor 13:15 oder 13:30 MEZ, da sorgfältig geprüft werden muss, ob einige Blitzeinschläge in der Nähe der Startrampe heute Nacht zu Problemen mit der Bordelektrik geführt haben.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

24 Kommentare

  1. 60 – 40

    “Chancen auf Durchführung momentan 40%. Morgen 60%, allerdings sagten noch die gestrigen Wettervorhersagen auch für heute 60% voraus.”

    Na, hoffentlich ist das nicht eine neue Naturkonstante und von einem auf den anderen Tag gehen 20% verloren. Dann warten wir mal auf eine Vorhersage von 120%. 😉

  2. Aufladung

    Was ist das für eine statische Aufladung? Ist die wetterbedingt oder wie entsteht diese? Durch den Wind?

  3. Triboelectrification

    Das ist wahrscheinlich jetzt nicht gerade jedermanns Lieblingswort in Cape Canaveral.

    Es handelt sich um die reibungsinduzierte elektrostatische Aufladung der Außenhaut der Rakete beim Durchflug durch mit Eiskristallen oder Wassertropfen gesättigten Wolken bei einer bestimmten Geschwindigkeit und Temperatur.

    Durch diese elektrostatische Auflandung koennte der Funkverkehr von und zur Rakete beeinträchtigt werden. Wenn sie sich beispielsweise im schlimmsten anzunehmenden Szenario aufgrund eines Fehlers in der Avionik auf den Weg nach Disney World, Orlando machen würde, bestünde, wenn kein Kommandozugriff besteht, auch nicht mehr die Moeglichkeit, die Rakete per Funkkommando zu sprengen.

    Sicher müssen da wohl diverse Fehler zusammenkommen und es ist alles konservativ gerechnet, aber dennoch ist man bei so einem Erststart halt vorsichtig.

    Und das ist auch gut so (TM).

  4. Flug

    Ah, ja, nur wird es klarer. Aus update 4 war für mich nicht zu entnehmen, daß es sich um die fliegende Rakete handelt. Ich bin noch vom Start ausgegangen und ich wunderte mich schon, wo die Aufladung herkommen soll. Beim Flug durch die mit Teilchen angereicherte Wolken ist es verständlich.

    Ich habe mein Tagesziel erreicht! Wieder ein Stückchen schlauer. 🙂

  5. Disney World?

    Hmm, Disney World. Das wäre dann ja das Gegenteil von einem SuperGAU

    Nein nur Spaß, Herr Disney hat schließlich viel für die Popularisierung der Raumfahrt getan!

  6. Gefahrenpotenzial der Rakete

    Wenn die Unterstufe mit dem Festbrennstoff ausgebrannt ist, was gemäß der oben verlinkten Timeline nach zwei Minuten der Fall ist, dann ist das theoretische Gefährdungspotenzial dieser rakete zwar sicher immer noch gegeben, aber doch wesentlich geringer als bei einer wirklichen Großrakete in dieser Flugphase.

    Die “Oberstufe” besteht hier nur aus verschweißten Stahlplatten, die die aeorodynamische Form und die Massenverteilung der tatsächlichen vollgetankten Zweitstufe simulieren.

    Natürlich ist das nicht schoen, wenn Tonnen von Stahl irgendwo drauf fallen, aber allemal besser als Tonnen hochexplosiven Treibstoffs.

    Aber dazu wird es natürlich nicht kommen, die “Oberstufe” wird samt “Kapsel” harmlos ins Meer plumpsen, mehr als 200 km vor der Küste.

  7. Eure Zeitprognose stimmt nicht ganz

    es besteht ein 6 Stunden Zeitunterschied – also bedeutet 10:30 a.m. EDT 16:30 MEZ.

    Gruß aus Berlin

    Dirk

  8. Zeitunterschied 5 Stunden richtig

    Um Verwirrung zu vermeiden und weiteren Kommentaren zum Thema vorzubeugen:

    Die USA sind noch auf Sommerzeit. Der Zeitunterschied zwischen Eastern Daylight Saving Time und MEZ beträgt 5 Stunden, wie hier geschrieben.

    Die im Artikel gemachten Zeit-Angaben sind richtig.

  9. Schönwetterrakete

    Da Lob ich mir doch die Dnepr Rakete – die wird erst im Silo versenkt, dann rausgeschossen, dann zündet das Triebwerk und ab gehts. Auch bei schlechtem Wetter.

    ICBM basierte Raketen haben hin und wieder doch ein paar Vorteile 🙂

  10. Erster Prototyp

    Leute, beim ersten Testflug will man eben ganz auf Nummer sicher gehen und auch sicher sein, dass der Funkverkehr nicht gestoert ist und dass man Sichtkontakt hat. Das ist doch wohl normal.

    Unter welchen Bedingungen die Rakete später eingesetzt werden darf, ist ein ganz anderes Paar Schuhe und hat mit dem ersten Testflug wenig zu tun.

  11. Videos

    Auf der NASA-Seite war ich vorhin schonmal, aber da wurde mir kein Video angezeigt. Dann habe ich jetzt mal eine anderen Browser den Opera ausprobiert und dann klappte es. Mit SeaMonkey ist da leider nichst zu machen.

    Das Bild ist zwar etwas klein, aber dafür mit guter Qualität, auch die Außenaufnamen von der Rakete aus.

  12. Wahnsinn!

    Schönes Video! Sowohl die Aufnahmen mit dem Kinetheodolithen als auch die Außenbordkamera.

    Etwas erstaunt hat mich das sofortige Taumeln der Dummy-Oberstufe. Da muss der Abtrennmechanismus wohl sehr asymmetrisch gewirkt haben. Die Unterstufe wurde ja erst nach dem Abtrennen mit kleinen Triebwerken in eine Taumelbewegung versetzt.

  13. Oberstufe

    “Etwas erstaunt hat mich das sofortige Taumeln der Dummy-Oberstufe.”

    Das hat mich auch gewundert. Sah ein bißchen so aus als wie ein Unfall von einem LKW mit Anhänger.

  14. Taumeln

    In dieser Animation sieht man sehr schön, wie das alles geplant war. da fliegt die Oberstufe nach dem Abtrennen ungerührt weiter, die Unterstufe dagegen wird sogar erst ein wenig gebremst, und dann in Rotation versetzt.

    http://www.youtube.com/…;feature=player_embedded

    Das ist deswegen notwendig, weil immer noch glühend heißes Gas aus der Triebswerksöffnung quillt (das ah man auch in der Fernaufnahme von der tatsächlichen Stufentrennung), obwohl der Treibstoff fast komplett aufgebraucht ist, und die Unterstufe so noch weiterbeschleunigt würde und sich damit nicht von der hier nicht angetriebenen Dummy-Oberstufe trennt.

    Klar, das ist nur eine Animation, aber sie zeigt doch wohl das, was ursprünglich geplant war. Eine taumelnde Oberstufe ist dagegen gefährlich und wahrscheinlich nicht erwünscht, denn die hätte mit der Unterstufe kollidieren und diese beschädigen können.

    Ist das nicht sogar passiert? In dem Film auf nasa.gov sah es aus, als ob es zumindest ganz schön eng wurde.

  15. Das hat mich ein wenig an den Film Titanic erinnert. Es sah fast so aus, also ob die Unterstufe die Oberstufe mit nach unten reißt. Ob die Trennung nicht ganz sauber war?

  16. Vorgänge bei Stufentrennung ungeklärt

    Auf der PK zwei Stunden nach dem Start konnten die Ares-Manager die Frage nach dem unerwarteten Verlauf der Stufentrennung jedenfalls noch nicht beantworten – es war noch nicht mal klar, ob beide nach der Separation nochmal kurz ‘aneinander geraten’ waren.

    Noch mehr geschockt war allerdings der ‘Anchor’ von CNN International, das sich zugeschaltet hatte: Beim Staging rief er aus, da sei ja was von der Rakete abgebrochen und die Mission nun wohl gescheitert. Und wunderte sich dann, dass sich bei der NASA keiner entsetzte … 🙂

  17. Also doch

    >Auf der PK zwei Stunden nach dem Start
    >konnten die Ares-Manager die Frage nach
    >dem unerwarteten Verlauf der
    >Stufentrennung jedenfalls noch nicht
    >beantworten – es war noch nicht mal
    >klar, ob beide nach der Separation
    >nochmal kurz ‘aneinander geraten’ waren.

    Aha. Also habe ich das richtig gesehen. Angesichts der Größe und Masse und des Trägheitsmoments des oberen Stacks und der beobachteten Rotationsgeschwindigkeit, muss es ein ganz gewaltiges Drehmoment gewesen sein, das da ungewollt verabreicht wurde.

    Da müssen wohl nochmal die Bleistifte gespitzt werden. Naja, um solche Sachen zu identifizieren, macht man ja Testflüge.

    Wie heißt es doch so schön? Da staunt der Laie, doch der Fachmann ärgert sich.

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