Galaxien noch und nöcher

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Auf dem Weg zum Profi-Astronomen
Promotion mit Interferenzen

Es ist bekannt und doch immer wieder aufs Neue faszinierend: Wenn man sehr tief ins All blick, sieht man keine Sterne mehr, sondern nur noch Galaxien. In einem gestern veröffentlichten Bild von der ESO wird das auf ganz besonders schöne Weise deutlich.  

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Im Zentrum des nur etwa 700 Lichtjahre entfernten Helix-Nebels (NGC 7293) sieht man viele Kometen-artige Gebilde (grün umkreist), die etwa so groß sind wie unser Sonnensystem und deren Natur noch nicht gut bekannt ist. Andererseits sieht man aber auch Galaxien durchscheinen (rot umkreist) – die viele Millionen Lichtjahre von uns entfernt sind. Bild: ESO PR 07/09 (Markierungen: LB) In der vergrößerten Version des Bildes (erreichbar durch Klicken auf das Bild) sind die Objekte besser erkennbar.

Der Grund dafür, dass in der Ferne mehr Galaxien als Sterne erscheinen ist klar: Unsere Milchstraße hat eine endliche Anzahl an Sternen (etwa 200 Milliarden), die meisten davon befinden sich in einer Scheibe, die wir in einer dunklen Nacht als "milchige Straße" sehen können. Wenn man nun also von unserer Position in der Scheibe, etwa 8 Kiloparsec vom Zentrum unserer Galaxie entfernt, aus der Milchstraße herausschaut, sieht man mit bloßem Auge zunächst trotzdem nur Sterne (und, je nach Breitengrad und Dunkelheit, vielleicht noch die Große und Kleine Magellansche Wolke und die Andromeda-Galaxie M 31). Wenn man allerdings immer tiefer und tiefer in das Universum blickt, also mit einem Teleskop lange belichtet, sieht man immer schwächere Objekte und hat irgendwann alle Sterne erfasst, die es in unserer Milchstraße gibt. Alles was dann kommt, sind Galaxien.

Wenn man also Objekthäufigkeiten gegen scheinbare Helligkeit aufträgt und dabei zwischen Sternen und Galaxien unterscheidet, ergibt sich in etwa folgendes Bild:

 

Anzahl von Sternen und Galaxien in ersten SDSS-Beobachtungen versus scheinbare Helligkeit (Yasuda et al., 2001, Astronomical Journal 122:1104-1124). Die offenen und gefüllten runden Punkte geben die Anzahl der Galaxien im angegebenen Helligkeitsintervall wieder, die Kreuze stehen für Sterne. Man sieht, dass bei einer r*-Band-Magnitude (scheinbare Helligkeit im roten Spektralbereich) von etwa 20 mehr Galaxien als Sterne entdeckt werden.

Jedem Astronomie-Kenner ist dieser Effekt natürlich spätestens seit dem Hubble Deep Field bekannt. Damals hatte das Hubble-Weltraumteleskop 10 Tage lang in eine fast sternenleere Region gestarrt und heraus kam ein Bild mit einer schier unglaublichen Anzahl an Galaxien… Bei dem nun von der ESO veröffentlichten Bild ist dieser Effekt mit einem sehr ästhetischen Eindruck verbunden.    

 

 ESO-PR-Bild vom Helix-Nebel (ESO PR 07/09). In der vergrößerten Version (durch Klicken auf das Bild erreichbar) sieht man weit entfernte Galaxien durch das Auge des Helix-Nebels durchleuchten.

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www.ileo.de

Nach dem Studium der Physik in Würzburg und Edinburgh, habe ich mich in meiner Diplomarbeit mit der Theorie von Blazar-Spektren beschäftigt. Zur Doktorarbeit bin ich dann im Herbst 2007 nach Heidelberg ans Max-Planck-Institut für Astronomie gewechselt. Von dort aus bin ich mehrere Male ans VLT nach Chile gefahren, um mithilfe von Interferometrie im thermischen Infrarot die staubigen Zentren von aktiven Galaxien zu untersuchen. In dieser Zeit habe ich auch den Blog begonnen -- daher der Name... Seit Anfang 2012 bin ich als Postdoc am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching im Norden von München. Dort beschäftige ich mich weiterhin mit Aktiven Galaxien und bin außerdem an dem Instrumentenprojekt GRAVITY beteiligt, das ab 2015 jeweils vier der Teleskope am VLT zusammenschalten soll.

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