ESA sucht demnächst AstronautInnen

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

"Völlig losgelöst, von der Erde… " Ist es wirklich ein Traumjob, durch den Weltraum zu fliegen? –  Man muss endlose Tests über sich ergehen lassen, wird körperlich und geistig hart drangenommen, muss mathematisch-technisch interessiert sein und sollte mehrere Sprachen sprechen; in der ESA z.B. englisch und französisch, russisch wäre ebenfalls gut. Raumfahrer müssen doch regelrechte Über-Menschen sein, oder?! – Nach striktem & hartem Auswahlverfahren aus einigen 10.000 Bewerbungen und hartem Training muss man sich dann zur Freude vieler Menschen tüchtig durchschütteln lassen, großen Gefahren auszusetzen, um Experimentierknecht (oder -magd) spielen zu dürfen. Klingt nicht besonders attraktiv – oder doch? Was ist so reizvoll am Raumfahrerdasein, dass es derart viele Astronauten- und Kosmonautenbewerbungen gibt?

Nun, leider war ich noch nicht im Weltraum, aber als Sternguckerin träumte ich natürlich schon immer von einem samtschwarzen Sternenzelt. So verfolgte ich bereits als Teenager zahlreiche Raumfahrerauftritte, besuchte jeden Vortrag, den ich hören konnte und sammelte Autogramme. Egal, wen ich fragte; die Antwort blieb immer diesselbe: Unbeschreiblich! Der Aufwand lohnt sich! Der Aufenthalt im Weltraum entschädigt alle Mühen davor vollends. – Na, wenn man das so oft hört, dann will man es natürlich auch selbst wissen!

Fürs kommende Jahr sucht die ESA ab 19. Mai Verstärkung für ihr Astronauten-Corps. Das gab sie diese Woche offiziell bekannt: http://www.esa.int/esaCP/SEMNODSZEFF_Germany_0.html

Verlockend klingt es jedenfalls, was die RaumfahrerInnen erzählen: Die Erde als blauer Juwel und die Erfahrung des Arbeitens in der Mikrogravitation, das Ganze auch noch für einen internationalen Arbeitgeber… Entspricht das nicht genau unserem neuen Selbstwert-Gefühl, das sich im Raumfahrtzeitalter laut Diagnose vieler Gegenwartsphilosophen und Zeithistoriker des 20. Jahrhunderts unter uns breit machen sollte? Unsere Kanzlerin wurde soeben mit einem Preis für ihre Verdienste zur europäischen Einigung auf der Erde ausgezeichnet: Ich glaube, es gibt wenige Arbeitsgebiete, in denen man bereits jetzt derart europäisch denkt (und nicht mehr in Nationalstaaterei) wie in der Raumfahrt der ESA.

"Was können Frauen im Weltraum besser machen als ihre männlichen Kollegen?"  wurde ich kürzlich wiedermal gefragt. Darauf kann ich eigentlich nur mit einer Gegenfrage antworten: Warum müssen Frauen immer alles erst besser machen als Männer, bevor sie dieselbe Arbeit machen dürfen? Den Astronauten  R. Ewald hörte ich zumindest bei seinem Vortrag in Seeheim-Jugenheim noch Ende Februar dieses Jahres insbesondere auch Frauen und Mädchen ermutigen, Berufe in dieser Richtung zu ergreifen – vielleicht sogar einmal selbst Astronautin zu werden.

Daher alle Raumfahrerbewerber (m/w): Bewerbungsunterlagen bereit halten!

Der Countdown zum Bewerbungsstart läuft:

http://www.esa.int/esaCP/index.html 

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

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